Faust – Rezensionen

Goethes „Faust“ im Schleudergang

….. „Faust 1.0“ entwickelt sich dadurch zu einer
rasanten und beklemmenden Tour de Force durch
die Abgründe unserer Gesellschaft.
Popliterat mit Bierbauch
Faust, imposant gespielt von Matthias van den Berg,
von der Welt angeekelter Popliterat mit Streifenbade-
mantel, Hornbrille und Wohlstands-Bierbauch, fühlt
sich gefangen in der Enge seiner heruntergekommenen,
schmucklosen 1-Zimmer-Wohnung. „Habe nun ach,
Philosophie Bla Bla Bla“, schreit er, und trinkt
das „Todesbier“…………
Julia Schmitz
koeln.de
Faust und das Mephisto-Gretchen

Bademantel und Hornbrille, Frustration und Intellekt:
„Raus aus dem Intellektualismus, fickt den Diskurs!“,
Fausts Überdruss im Rakentenclub und Mephistos
süffisante Frage: „Suchst Du Deinen inneren Hitler,
willst Du ‚totale‘ Sündigkeit erfahren?“ drücken den
modernen Blick des Regiseurs Tom Martus auf den
reduzierten und mit jeder Menge Trash angereicherten
Goethe-Klassiker aus.
Haarsträubend komisch, stellenweise albern, gemein und
provozierend ………
Ein kluges Wechselspielzwischen Humor und ernsteren
Passagen bewusstes Überschreiten von geschmacklichen
und moralischen Grenzen und die subtile Gesellschaftskritik
lassen ein packendes Pop-Art-Schauspiel entstehen, in
welchem besonders Matthias van den Berg als egozentrischer,
komischer, möchtegern-intelllektuellerFaust brilliert.
von se
Kölner Illustrierte Nr 6 Juni 2009